Als Gastritis bezeichnet man eine Entzündung der Magenschleimhaut, die grundsätzlich unterschiedliche Ursachen haben kann und in eine akute, sowie chronische Formen unterteilt wird. Prinzipiell ursächlich für das Auftreten von Gastritiden ist ein Ungleichgewicht zwischen Faktoren, die die Magenschleimhaut schützen und solchen, die eine Schädigung der Magenschleimhaut hervorrufen. Das Krankheitsbild ist relativ häufig. So leiden über 50% der über 50 jährigen vor allem an chronischen Formen der Gastritis.
Das Auftreten einer akuten Magenschleimhautentzündung
kann verschiedene Ursachen haben. So kann die häufige und hochdosierte
Einnahme bestimmter Schmerzmedikamente, wie z.B. der sogenannten
nicht-steroidalen Antirheumatika wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac
oder Ibuprofen die Magenschleimhaut bis hin zur Entstehung einer
Entzündung schädigen. Darüber hinaus kann exzessiver
Alkoholgenuss zu einer akuten Gastritis führen. Ebenso
schleimhautreizend können sowohl Kaffee, als auch sehr
scharfe Speisen sein.
Weitere prädisponierende Faktoren sind das Rauchen,
Stresssituationen (sowohl physisch als auch psychisch), Leistungssport
(sog. "Runners stomach") und Infektionen des Magen - Darm
- Traktes. Die Symptomatik der akuten Gastritis kann sehr variabel
ausfallen und reicht von völliger Beschwerdefreiheit (die Erkrankung
heilt unentdeckt aus) bis hin zu ausgeprägten Beschwerden mit
Schmerzen, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Übelkeit
und Erbrechen.
Die Therapie einer akuten Gastritis muss in erster Linie eine Karenz der auslösenden Noxen beinhalten. So sollte hinsichtlich der Ernährung vor allem Alkohol gemieden werden und in der Akutphase eine leichte Kost bevorzugt werden. Obengenannte Schmerzmedikamente sollten möglichst abgesetzt, oder zumindest durch weniger magenreizende Präparate ersetzt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, durch säureblockende Medikamente (hier vor allem die sog. Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol, Pantoprazol, Esomeprazol) einer weiteren Reizung der Magenschleimhaut durch die Magensäure entgegenzuwirken. Übelkeit und Erbrechen kann durch sogenannte Antiemetika gelindert werden. Allerdings sollte grundsätzlich die Ursache für die akute Gastritis beseitigt werden und somit ist eine rein symptomorientierte Therapie nur unterstützend zu sehen.
Die chronischen Gastritiden werden in drei verschiedene
Formen unterteilt, deren Häufigkeiten sich wie folgt darstellen:
Form | Ursache | Häufigkeit |
Typ A Gastritis | ausgelöst durcheinen Autoimmunprozess | ca. 5% |
Typ B Gastritis | ausgelöst durch Bakterienbesiedlung | ca. 80% |
Typ C Gastritis | ausgelöst durch chemische Substanzen | ca. 15% |
Bei der Typ A Gastritis handelt es sich um ein Krankheitsgeschehen,
dessen genaue Ursache noch nicht bekannt ist und bei dem die Beschwerden
häufig nur gering ausgeprägt sind. Grundsätzlich
findet sich eine überschießende Reaktion des Immunsystems
vor allem gegen die in der Magenschleimhaut gelegenen Beleg- (oder
synonym: Parietal-)zellen. Diese sind vor allem für die Produktion
der Magensäure verantwortlich, haben darüber hinaus aber
auch eine wichtige Stellung im Vitaminstoffwechsel. Die Belegzellen
bilden den sogenannten "Intrinsic factor", der für
die Resorption von Vitamin B12 im Duodenum (erster Dünndarmabschnitt)
einen wichtigen Co Faktor darstellt, ohne den die Aufnahme dieses
Vitamins nicht stattfinden kann. Die verminderte oder völlig
gestoppte Produktion des Intrinsic factors findet sich in 50% der
Fälle. Somit hat das Erkrankungsgeschehen mehrere negative
Folgen.
Zum einen kann es aufgrund der oben erläuterten Umstände
zu einem Vitamin B12 Mangel kommen, was wiederum u.a. eine Blutarmut
(Anämie) zur Folge haben kann. Zum Anderen wird als Reaktion
auf die fehlende Salzsäure im Magen das Hormon Gastrin ausgeschüttet,
das im Normalfall die Säureproduktion in den Belegzellen anregt.
Wenn genug Magensäure produziert wurde stoppt die Gastrinausschüttung,
wenn keine Typ A Gastritis vorliegt aufgrund einer negativen Rückkopplung.
Im Fall der Typ A Gastritis ist die negative Rückkopplung allerdings
vermindert oder fehlt ganz, da nur noch wenig oder keine Magensäure
mehr in den zerstörten Belegzellen produziert wird, auch wenn
der äußere Anreiz dafür gegeben ist. Somit wird
vermehrt Gastrin ausgeschüttet und der Gastrinspiegel im Blut
steigt an (Gastrinämie). In manchen Fällen (ca. 5% der
betroffenen) wird die Magenschleimhaut durch die dauerhafte Gastrineinwirkung
verändert, es kommt zur Hyperplasie (Zellvermehrung) der in
der Magenschleimhaut vorkommenden ernterochromaffinen Zellen. Im
Verlauf können sich daraus sogenannte Karzinoide bilden, die
eine Ansammlung maligne (bösartig) entarteter Zellen bilden.
Karzinoide sind in der Regel allerdings gut therapierbar. In seltenen
Fällen kann auf Grundlage einer Typ A Gastritis aber auch ein
Magenkarzinom entstehen, dessen Prognose vornehmlich vom Zeitpunkt
der Diagnose abhängt.
Eine kausale Therapie der Typ A Gastritis existiert leider nicht.
Eine Ausheilung der Typ A Gastritis wird in manchen Fällen
erreicht, wenn eine ebenfalls vorliegende Typ B Gastritis erfolgreich
therapiert wird, wobei der Zusammenhang allerdings unklar ist. Eventuell
muss Vitamin B12 über Injektionen in einen Muskel substituiert
werden, da die körpereigene Aufnahme über den Darm durch
das Fehlen des "Intrinsic factor" gestört ist. Darüber
hinaus kommen Säureblocker zum Einsatz. Aufgrund des Entartungsrisikos
wird Patienten die an einer Typ A Gastritis leiden eine jährliche
endoskopische Kontrolle von Magen und Zwölffingerdarm (Duodenum;
s.o.) empfohlen.
Die Typ B Gastritis wird durch das Bakterium Helicobacter pylori ausgelöst. Sie ist die häufigste Form der chronischen Gastritiden und betrifft 25% der 25 Jährigen und bereits 50% der 50 Jährigen. Die Zahl der Betroffenen steigt also im Alter an. Symptome treten vor allem bei der akuten Erstinfektion mit Helicobacter pylori auf. Dazu gehören unspezifische, meist mit der Nahrungsaufnahme verbundene Oberbauchbeschwerden (Dyspepsie) sowie Verdauungsstörungen. Der Übertragungsweg des Bakteriums ist bis heute noch nicht vollständig geklärt, allerdings wird eine fäkal - orale Übertragung angenommen. Komplikationen der Typ B Gastritis können die Ausbildung von Geschwüren (Ulcera) sein. Das Risiko ein Ulcus zu entwickeln ist bei Betroffenen etwa um das 3 bis 4 fache erhöht. Bei Geschwüren im Zwölffingerdarm (Duodenalulcera) wird Helicobacter pylori für 90% aller auftretenden Fälle verantwortlich gemacht. Im Magen sind es 70% aller Geschwüre, die durch das Bakterium ausgelöst werden. Als weitere Komplikation kann es ebenso wie bei der Typ A Gastritis (allerdings seltener!) zu bösartigen Magenschleimhautveränderungen mit der Bildung von Karzinomen und selten von Lymphomen kommen. Das Risiko ist gegenüber der Normalbevölkerung um das 3 - 5 fache erhöht. Da die Erkrankung meist asymptomatisch verläuft, wird nach dem Bakterium erst dann gesucht, wenn der Verdacht auf eine Ulkuserkrankung mit entsprechenden Beschwerden vorliegt. Der Nachweis des Bakteriums gelingt zum einen durch Tests, die nach Gewinnung einer Gewebeprobe durchgeführt werden können und zum anderen über einen Atemtest, der aber hinsichtlich der Genauigkeit die endoskopische Probeentnahme nicht ersetzt. Im Gegensatz zur Typ A Gastritis ist die Typ B Gastritis therapierbar. Allerdings ist die Durchführung der therapeutischen Maßnahmen nicht grundsätzlich indiziert und wird häufig nur bei Patienten mit Beschwerden oder Komplikationen angestrebt. Grund hierfür ist, dass die Helicobacter pylori assoziierte Gastritis meist keine Beschwerden macht und Komplikationen selten sind. Darüber hinaus ist die Therapie auch nicht nebenwirkungsfrei. Sollte eine Indikation vorliegen (Ulcus; Karzinom oder gleichzeitige Einnahme Magenschleimhaut reizender Medikamente z.B. NSAR, etc.) wird eine sogenannte Triple Therapie durchgeführt. Hierbei werden ein Protonenpumpenhemmer (s.o.) und zwei Antibiotika kombiniert. Diese drei Medikamente werden meist über einen Zeitraum von 7-10 Tagen eingenommen. Der Erfolg der Therapie kann nach 6 - 8 Wochen entweder durch Endoskopie mit Probeentnahme oder den Atemtest überprüft werden. Nach dieser sogenannten Eradikationstherapie ist bei mehr als 85% der Betroffenen das Bakterium nicht mehr nachweisbar.
Die Typ C Gastritis als dritter Vertreter der chronischen Gastritiden
wird durch chemische Substanzen ausgelöst. Am häufigsten
wird sie durch den Reflux ("das Zurücklaufen") von
Gallensäuren aus dem Zwölffingerdarm sowie durch die Einnahme
magenschleimhautschädigender Medikamente wie NSAR (nichtsteroidale
Antirheumatika - eine Gruppe entzündungshemmender Schmerzmittel)
über längere Zeit ausgelöst. Zu bemerken ist, dass
auch chronischer Alkoholmissbrauch und das Rauchen zumindest Risikofaktoren
für die Entstehung der Typ C Gastritis sind. Die Beschwerden
variieren auch bei dieser Form und richten sich nach der Entzündungsaktivität.
Hinsichtlich der Therapie ist der Grundsatz zu beachten, dass die
verantwortlichen chemischen Substanzen möglichst gemieden werden
sollten. Das bedeutet, dass zumindest vorübergehend eine Alkoholkarenz
angestrebt werden sollte. Ebenso sollte auf das Rauchen, vor allem
auf nüchternen Magen verzichtet werden. Schmerztherapien mit
NSAR sollten ebenfalls möglichst unterbrochen werden. Ist dies
nicht möglich, sollte die Einnahme in Verbindung mit der Nahrungsaufnahme
erfolgen. Zur medikamentösen Therapie sind Säureblocker
wie zum Beispiel Protonenpumpenhemmer (s.o.) geeignet.
Wichtig ist, dass auch physischer und psychischer Stress "Magenprobleme"
zur Folge haben kann. So führt sowohl physischer als auch psychischer
Stress über das vegetative Nervensystem zur vermehrten Bildung
von Magensäure, die wiederum die Magenschleimhaut angreift,
da das bereits erwähnte Gleichgewicht zwischen schützenden
und schädigenden Faktoren gestört ist. Somit sollten diese
Auslöser nicht außer Acht gelassen werden und spielen
immer eine Rolle bei der Suche nach der Ursache.
Verfasst von cand. med. Daniel Adiek (Bochum)
Auf der Website www.kur-und-gesundheitsurlaub.de finden spezielle Angebote für eine ausgewogene und gesunde Ernährung im Urlaub und darüber hinaus Angebote zum Stressabbau, was der Entstehung einer Gastritis entgegenwirken kann.
Diese Informationen stelle keine ärztliche Beratung dar und dürfen auf keinen Fall als Ersatz für eine ärztliche Beratung angesehen werden. Aufgrund der oben angegebenen Informationen dürfen auf keinen Fall eigenständig Diagnosen erstellt werden.
Zu folgenden Themen können Sie weiterführende Informationen finden: